Geld und Finanzsystem

– Tausch und Tauschwerte bzw. Preise und wozu Geld und Banken gut sind

Autor: Paul Simek
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Geld ist, genau genommen, keine Handelsware, sondern nur das Instrument, auf das Menschen sich geeinigt haben, um den Tausch von Waren zu erleichtern. Es ist nicht eines der Räder des Handels, es ist das Öl, das die Räder leicht und glatt laufen läßt.
David Hume, großer schottischer Philosoph, Historiker und Ökonom

Die Menschen haben in der vorzivilisatorischen Zeit bekanntlich in kleinen Gruppen gelebt und für alles, was sie für ihre Existenz benötigten, alleine gesorgt. Bei den Naturvölkern konnte man dies noch in den letzten Jahrhunderten gut erforschen. Alles was erwirtschaftet wurde, wurde dann nach uralten Sitten direkt verteilt. So etwas wie Geld war unbekannt, weil es völlig überflüssig gewesen wäre. Man brauchte das Geld sogar auch dann nicht unbedingt, wenn eine Gruppe mit der anderen etwas tauscht. Nehmen wir an, eines dieser Naturvölker sind Bauern und das andere Jäger. Die Bauern würden gerne Felle haben, die Jäger gerne Weizen. Nehmen wir an, aus der langen Erfahrung hat es sich einfach so ergeben, dass zum Beispiel 1q Weizen für 2 Felle getauscht wird. Dieses Verhältnis oder Proportion, je nachdem, was man als Bezugsgut nimmt, lässt sich wie folgt schreiben:

1q Weizen = 2 Felle
1 Fell = 1/2q Weizen

Wenn die Preise eines Gutes in realen Einheiten eines anderen Gutes ausgedrückt werden, sprechen Ökonomen vom Tauschwert. Dasselbe lässt sich auch als relativer Preis bezeichnen – die mathematischen Ökonomen sagen auch numéraire. Wir bleiben im Folgenden beim Tauschwert.

Ein Tausch wird aber immer mühseliger, wenn die Zahl der getauschten Güter wächst. Schon mit drei Gütern kann es sehr problematisch sein. Nehmen wir an, zu den obigen zwei Gruppen kommt noch eine Gruppe von Fischern hinzu. Besucht ein Bauer einen Jäger, mit einem Sack vom Weizen auf der Schulter, weil er gerne ein Fell dafür hätte, kann der Jäger sagen, dass er keinen Weizen haben will, sondern Fische. Was tun?

Es wäre sehr praktisch, wenn es ein Gut gäbe, für das jeder immer bereit wäre sein eigenes Gut auszutauschen. Die Suche nach einem solchen Gut hat im Laufe der Zeit einiges ergeben; es wurde einiges ausprobiert, etwa Waffen, Muscheln, Gewürze, Silber oder Gold. Gold war schon immer Favorit, wegen seiner guten praktischen Eigenschaften: Seine Menge hat sich normalerweise nur sehr langsam geändert und es ist ein chemisches Element, das absolut beständig ist – es ist unvergänglich. Außerdem lässt sich Gold problematisch teilen und messen. Messen bedeutet sein Gewicht zu bestimmen (zu quantifizieren). Die wichtigste reale Messeinheit des Goldes, die konventionell festgelegt würde, ist Karat, das einem Gewicht von 0.2g entspricht. Nehmen wir jetzt für unser Beispiel einfach an, dass 1q Weizen für 10g Gold getauscht wird. Dann würde man schreiben

1q Weizen = 10g Gold
1 Fell = 5g Gold

Auch in Gold ausgedrückte Preise sind nichts anderes als nur Tauschwerte, mit dem einzigen Unterschied, dass das Gold ein von allen akzeptiertes Tauschgut ist. Für ein solches universelles Tauschgut sagt man üblicherweise auch Geld, einen in Geld ausgedrückten Tauschwert bezeichnet man üblicherweise als (absoluten) Preis. Beim Tausch mit dem Geld sagt man dann nicht tauschen, sondern kaufen bzw. verkaufen. Nicht nur ökonomische Laien benutzen die Bezeichnung Preis, die Fachökonomen auch, aber sie meinen damit immer den Tauschwert.

Die Gehilfen (Dienstleister) beim Kauf und Verkauf, die man Bankiers nennt

In einer Wirtschaft, in der es Geld gibt, will natürlich jeder eine gewisse Menge an Geld zuhause haben, damit er nach Bedarf einkaufen kann – damit er „flüssig“ ist. So etwas würde natürlich den Dieben nie entgehen. Und es hat große Vorteile nicht irgendwelches Gut zu klauen, sondern Geld. Mit Geld kann man jedes beliebige Gut erwerben und es ist – zumindest als das Geld noch Gold war – kaum möglich dem Dieb nachzuweisen, dass das bei ihm gefundene Geld dem gerade Gestohlenen gehört hatte. Das macht den Besitz einer nicht unwesentlichen Geldmenge gefährlich. Insbesondere ist man gefährdet, wenn man auch noch alt und krank ist und keine rüstigen Söhne hat, die die Gefahr abwenden könnten. Was tun?

Man kann davon ausgehen, dass es in einer solchen Situation jemandem eingefallen ist, sich als Beschützer des Geldes anzubieten. Für das Gebäude, in dem solche Geldbeschützer das Geld aufbewahren, hat sich der Name Bank durchgesetzt und für sie entsprechend Bankiers. Nehmen wir an, schon in den primitiven Zeiten der menschlichen Geschichte gab es solche Bankiers, also auch bei unserem Bauernvolk, Jägervolk und Fischervolk wurde eine gegründet. Es gab natürlich damals keine Banken, aber uns geht es jetzt nicht um eine treue Interpretation der Geschichte, sondern um eine einfache Erklärung der Funktionalität des Geldes und dazu ist das obige Beispiel gut geeignet. Wir setzen jetzt diese Geschichte unverändert fort, als Geld soll weiterhin das Gold dienen.

Nachdem diese Bank gegründet wurde, haben ihr unsere Bauern, Jäger und Fischer ihre Goldreserven anvertraut. Und es hat funktioniert. Der Bankier stand immer zur Verfügung, kleine Geldmengen herauszurücken, wenn jemand Lust hatte etwas zu kaufen. Der Verkäufer schleppte dann dieses Geld wieder zur Bank. Weil es sich jetzt um kleine Goldmengen handelte, die Beute der Diebe konnte auch kleiner sein – einmal von Banküberfall abgesehen. Das war schon ein Fortschritt, was die Sicherheit betrifft. Eines Tages fiel es aber dem Bankier ein, alles noch einmal wesentlich zu verbessern, also die Goldbesitzer noch besser vor den Dieben zu schützen. Er rief die Bauern, Jäger und Fischer zu sich, um ihnen seine großartige Innovation zu verkünden:

Man sollte – so der Bankier in seiner Rede – nicht bei jeder Gelegenheit das Geld von ihm abholen. Er würde den Tausch mit einem Buch erledigen. Zuerst waren alle entsetzt, die meinten, dem Bankier würde ihr Geld gestohlen. Darauf war unser Bankier vorbereitet und er hat seinen Panzerschrank geöffnet. Das hatte dann jeden beruhigt, aber was der Bankier mit dem Buch und Umbuchung meinte, dazu fiel keinem etwas ein. Der Bankier lächelte süffisant, ließ seine Zuhörer ein bisschen zappeln, und dann verdeutlichte er seine historische Innovation an einem Beispiel:

Kauft ein Bauer ein Fell, so sagte er, dann würde er dem Bauer von seinem Geldvorrat 5g abziehen und diese dem Jäger gutschreiben. Weder Bauer noch Jäger würden ihr Gold antasten müssen. Was beiden nach dem neuen Stand gehört, würde weiter sicher im Panzerschrank vor sich ruhen. Natürlich, wenn jemand sein Gold wirklich braucht, daran sollte sich gar nichts ändern: er würde es nach wie vor von ihm bekommen. Nehmen wir an, man würde das Gold für den Händler, der die seltsamen Samen aus Indien bringt, Gewürze, benötigen weil dieser Händler ganz bestimmt etwas anderes als Gold nicht akzeptieren würde. Das alles war für die Bauer, Jäger und Fischer zu kompliziert, der Bankier musste es immer wieder mit immer neuen Beispielen verdeutlichen … aber irgendwann haben es alle begriffen. Oder auch nicht, die Historiker sind sich nämlich immer noch nicht einig …

Aber jetzt ernst. So funktioniert eine moderne Bank. Nur das Gold wurde durch Papiergeld (und Münzen) ersetzt. Auch noch etwas anderes hat sich ein bisschen geändert. Die großen Geldmengen im Panzerschrank der einzelnen Banken sind im Grunde nutzlos, sie weckten nur die Phantasien der Räuber. (Aber manchmal auch die der Bankiers!) Das hat den Staat veranlasst, diese stillen Reserven in einer zentralen Bank zusammenzutragen. Diese besondere Bank, die Bank der Banken, nennt man Zentralbank, später auch Notenbank nachdem das Geld aus Papier hergestellt wurde. In den USA heißt diese Bank FED (Federal Reserve System) in der EU heißt sie ECB (European Central Bank) – die nationalen Notenbanken wie etwa die Deutsche Bundesbank sind nur ihre Filialen. Die „gewöhnlichen“ Banken nennt man Geschäftsbanken.

Bleiben wir aber noch bei unserem Urbankier, der erklärt wie er Tausch durch Umbuchungen sicher und einfach erledigen wird. Irgendwann fanden die Bauern, Jäger und Fischer die Idee gut, eines konnte ihnen aber nicht so sehr gefallen. Der Bankier erklärte nämlich, dass er wegen seiner zusätzlichen Dienste seine Gebühren erhöhen würde. Es blieb aber den Bankkunden nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Schließlich musste der Bankier auch von etwas leben. Diese Gebühr ist natürlich etwas anderes als Zins. Wenn man Zins meint, ist es genau umgekehrt: Nicht der Geldbesitzer zahlt jemandem etwas, sondern es wird ihm etwas bezahlt. Aber wofür? Der Zins hat den Menschen schon immer verwirrt, sogar große Denker. Diesmal wollen wir aber nichts über den Zins sagen, sondern dies für die folgenden Aufsätze aufheben. Bemerken wir dazu nur Folgendes:

Mit einer einfachen Geschichte wie unserer lässt sich der Sinn und der Zweck des Zinses kaum erklären. Das war auch der Grund, warum Aristoteles und manche vor ihm (etwa die biblischen Propheten) oder nach ihm (etwa Mohamed) den Zins nicht begriffen haben, so dass sie ihn auf nur wenige Ausnahmen zurückgedrängt hatten. Deshalb werden wir uns jetzt ein anderes Beispiel ausdenken. Dieses Beispiel soll uns schon jetzt behilflich sein, um besser zu erklären wie das Geld, das durch die Einführung der Umbuchung entstanden ist, funktioniert. Damit ist aber nicht Goldgeld, und auch nicht das Papiergeld (mit Münzen) gemeint, sondern ein anderes, ein immaterielles Geld.

Jeder weiß eigentlich um was für eine Art Geld es sich handelt, nicht jeder hat sich jedoch darüber extra Gedanken gemacht. Wozu auch? Man weiß, wie man diese neue Geldart nutzt und das reicht. Es ist das Geld, das sich sozusagen in einer Chequekarte und Kreditkarte „versteckt“. Es ist natürlich allgemein bekannt, dass sich dieses Geld nicht in der Karte befindet, sondern in der Bank, auf dem Girokonto. Aber in welcher Form befindet sich dieses Geld in der Bank? Da wird sich der Laie täuschen, wenn er meinen würde – was voraussichtlich viele betrifft -, was in seiner Chequekarte steckt würde irgendwo im Panzerschrank aufbewahrt – wie früher, als das Geld noch Gold war. Nein, dieses Papiergeld gibt es nicht. Diese „neue“ Geldart existiert wirklich nur als reine Zahl auf den Girokonten, nicht anders. Dieses Geld hat keinen realen „Doppelgänger“ in der Form des Papiergeldes.

Wie gerade gesagt, die einfache Geschichte aus der Urzeit ist nicht geeignet, dies zu verstehen, deshalb suchen wir uns eine neue, ein neues Beispiel, um zu erklären, dass es sich beim Zahlen mit den „Karten“ wirklich um eine selbständige Geldart handelt. Und es hat auch seinen Namen: Buchgeld oder Giralgeld. Beide sind sinnvoll. Dieses Geld befindet sich auf einem Girokonto, deshalb ist der Name Giralgeld gut gewählt. Zugleich handelt sich um Geld, mit dem genauso umgegangen wird, wie in unserer Erzählung, in der sich der Urbankier ausgedacht hat, Käufe und Verkäufe mit den Buchungen zu erledigen. Deshalb hat auch der Name Buchgeld einen richtigen Sinn. Dank der Computertechnik braucht man heute aber keine Bücher im üblichen Sinne des Wortes mehr, was dann gegen „Buchgeld“ spricht. Deshalb bevorzugen wir den Namen Giralgeld.

Was das neue Beispiel betrifft, so ist es angebracht ein paar Gedanken darüber zu verlieren, was bei der Auswahl dieses Beispiels entschieden hat und warum.

Warum ein ökonomisches Modell auf die Mathematik bzw. Zahlen angewiesen ist

Man ist sich heute einig, dass der Begründer der Wirtschaftswissenschaft Adam Smith ist, der vor allem ein Moralphilosoph im wahrsten Sinne des Wortes war. Er war zwar ein guter Mathematiker, aber von der Mathematik in der Wirtschaftswissenschaft – damals hieß sie noch Politische Ökonomie – wollte er trotzdem nichts wissen. Man kann ihm sogar vorwerfen, dass er die Mathematik von der ökonomischen Theorie entfremdete. Bei den französischen Ökonomen (Physiokraten) galt nämlich schon damals sozusagen als normal, dass man die Mathematik braucht. Aber warum?

Nur weil Naturwissenschaften, vor allem die Physik, ohne Mathematik unvorstellbar wären, weil keiner ihrer Erfolge ohne sie möglich wäre, würde dies jedoch nicht bedeuten, dass man deshalb die Mathematik auch in der Ökonomie bräuchte. Die Medizin etwa ist ebenfalls eine erfolgreiche Wissenschaft, eine mathematische Wissenschaft ist sie ganz bestimmt nicht. Deshalb wurde diese Frage unzählige Male diskutiert. Mich selbst hat sie auch ordentlich beschäftigt und ich habe sie in meinem Blog aus mehreren Perspektiven erläutert. Wer sich für solche erkenntnistheoretischen und methodischen Fragen interessiert, kann sich dies dort anschauen. Für unseren Vortrag dürfte schon ein Aufsatz genügen, mit dem Titel:

Kann die Wirtschaftswissenschaft überhaupt mathematisch sein? mehr…

Kurz zusammengefasst:  Man braucht für die Analyse der ökonomischen Phänomene die Mathematik deshalb, weil es in der Wirtschaft viele quantitative Zusammenhänge gibt. Auf jeden Fall braucht man Zahlen, also numerische Beispiele mit quantitativen Zusammenhängen, um die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können. Zum Glück sind die quantitativen Zusammenhänge in der Wirtschaft nie so kompliziert wie in der Physik, so dass schon einfache numerische Beispiele ausreichen, etwas richtig darzustellen und zu erklären – was schon die klassischen Ökonomen gewusst haben. Auch das von mir jetzt vorgelegte Beispiel wird nicht kompliziert sein. Es benötigt nicht mehr, als das, was man in der ersten Klassen der Grundschule gelernt hat. Damit ist die Kennung der mathematischen Schreibweise (Symbolik) und der einfachen (arithmetischen) Grundoperationen gemeint. Außerdem wird dieses numerische Beispiel mit sinnvollen Bildern und übersichtlichen Tabellen zusätzlich vervollständigt.

Wie eine Wirtschaft mit Giralgeld den ganzen Tausch problemlos erledigt

Ein Beispiel soll so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher. Wie kann man aber eine ganze Wirtschaft einfach darstellen bzw. modellieren? Und wir wollen dass das Beispiel oder Modell dazu auch ein Finanzsystem, das dem aktuellsten Stand entspricht, in sich aufnehmen kann. Auf jeden Fall muss man kräftig vereinfachen. Aber wie? Es gibt in der ökonomischen Theorie nur zwei Modelle, wie sich dies machen lässt: das partikel-mechanische und das kreislauftheoretische. Warum das erste, das partikel-mechanische Modell für unsere Zwecke ungeeignet ist, ja warum es ein großer Irrtum der ökonomischen Theorie ist, darüber später. Unsere Wahl ist jetzt das kreislauftheoretische Modell. Ein einfaches kreislauftheoretisches Modell mit Zahlen, könnte wie folgt aussehen:.

Nettoeinkommen
(Wertschöpfung)
Nettoeinkommen
(Wertschöpfung)
Nettoeinkommen
(Wertschöpfung)
Nettoeinkommen:
Sektor 1: 1000
Sektor 2: 1000
Sektor 3: 2000
4000
Konsumproduktion:
Sektor 1: 0
Sektor 2: 0
Sektor 3: 4000
4000

Zum besseren Verständnis können wir uns die drei Sektoren als drei Produktionsbranchen vorstellen. Sektor 2 soll Rohstoffe und Halbfabrikate, Sektor 1 Maschinen und Anlagen und Sektor 3 Konsumgüter herstellen. Die externen Inputs der Sektoren beinhalten verschiedene Leistungen bzw. dafür ausbezahlte Einkünfte (Löhne, Sondervergütungen, Profite, Dividenden, Grundrente, Zinsen, …), die in der Wirtschaft einerseits als Kosten und andererseits als Nettoeinkünfte fungieren. Das Flussdiagramm ist eigentlich eine grafische Darstellung der Wirtschaft im Gleichgewicht. In einem solchen Zustand sind alle Güterströme – gemessen in (absoluten) Geldpreisen – geschlossen. Das betrifft jeden einzelnen Sektor, aber den Konsummarkt genauso: Die gesamte Nachfrage nach den Konsumgütern, also die Summe der externen Inputs oder Nettoeinkünfte aller Sektoren (1000+1000+2000) ist gleich dem gesamten Angebot an Konsumgütern, nämlich dem Output des Sektors 3 (4000). Das wird in der Tabelle rechts dargestellt.

Die Zahlen beziehen sich auf einen Zeitabschnitt, man sagt auch Reproduktionsperiode. Wir können annehmen, dass eine Reproduktionsperiode ein Jahr dauert – eine andere zeitliche Einheit wäre aber im Prinzip genauso gut. Um es besser zu verdeutlichen, stellen wir die Produktion, so wie sie abgelaufen ist, separat für jeden der drei Sektoren, tabellarisch dar. Alle Zahlen dieser Tabelle sind aus dem Kreislaufdiagramm entnommen, was eigentlich offensichtlich ist.

t Produktionsprozess
Sektor 1:
Sektor 2:
Sektor 3:
K Ÿ Y
2500.00 + 1000.00 = 3500.00
1500.00 + 1000.00 = 2500.00
2000.00 + 2000.00 = 4000.00

Mit K sind Produktionsgüter dargestellt – man sagt auch reales Kapital -, die Sektoren während der Produktion verbrauchen (und verschleißen), mit Ÿ die Wertschöpfung. Die Summe Y stellt den Preiswert der gesamten Produktion des jeweiligen Sektors dar. Die Wertschöpfung zeigt, um wie viel Güter die Wirtschaft mehr geschaffen hat, als sie in Form von verbrauchten und verschlissenen Produktionsmitteln (Kapital) entwertet hat. Konkret ist der Gesamtwert der hergestellten Güter 10000 und der verbrauchten 6000, das ergibt eine Wertschöpfung von 4000 für die ganze Wirtschaft.

Nehmen wir jetzt an, dass die Wirtschaft auch in den nächsten Reproduktionen die gleichen Gütermengen herstellen will. Eine solche Wirtschaft, bei der sich in den nächsten Reproduktionsperioden nichts ändert, bezeichnet man auch als stationär. Damit sich die Produktion weiterhin nicht ändert, müssen die Sektoren 1 und 2, welche die Produktionsgüter (Kapital) herstellen, ihre Produktion so distribuieren, dass am Anfang der nächsten Reproduktionsperiode alle Sektoren dieselben Gütermengen bekommen, wie es die vorige Tabelle zeigt. Um genau nachzuvollziehen wohin die Sektoren ihre Produktion distribuieren und wie der ganze Tausch abläuft, behelfen wir uns mit einer neuen Tabelle, die eine Form hat wie folgt:

1 2 3
4 5 6
ANGEBOT
Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
NACHFRAGE
1
2
3
Sektor 1
Sektor 2
Sektor 3
1500.00 2000.00
2500.00
? ? ?
=
=
=
2500.00 ?
1500.00 ?
2000.00 ?
Sektor 1
Sektor 2
Sektor 3

Die Tabelle erfasst vorerst nur die Wege der Produktionsgüter, also die Güter, welche die Sektoren 1 und 2 hergestellt haben. Die linke Hälfte der Tabelle zeigt, wie viel die (zwei) Sektoren, die die Produktionsgüter hergestellt haben, verkaufen, und an wen sie verkaufen; die rechte Hälfte zeigt von wem alle (drei) Sektoren ihre Produktionsgüter kaufen und wie viel. Es ist offensichtlich, dass sich die rechte und die linke Seite auf eine bestimmte Weise spiegeln. Das wird uns helfen – in dem nächsten Schritt – die leeren Kästchen auszufüllen, ohne irgendwelche mathematischen Gleichungen zu schreiben und sie zu lösen. (Bei einer größeren Zahl der Sektoren bliebe uns nichts anderes übrig.)

Wir gehen des Weiteren davon aus, dass jeder Sektor alles, was von seinen Gesamteinnahmen übrig geblieben ist, nachdem er sich mit den Produktionsgütern versorgt hat, vollständig für Konsumgüter ausgibt. Gespart wird also nichts – wir wollten eine stationäre Wirtschaft haben. Das bedeutet, dass die linke Seite jeder Zeile gleich der rechten sein muss. Mit dem Gleichheitszeichen in der Mitte wird diese Identität noch zusätzlich hervorgehoben. Was einzelne Sektoren für Konsumgüter ausgeben, steht in der Spalte 6. Wenn die Sektoren 1 und 2 ihre restlichen Einkünfte vollständig und unverzüglich für den Kauf der Konsumgüter des Sektors 3 ausgeben, gibt es nur je einen in Frage kommenden Wert für die obigen zwei Felder in der Spalte 6, und zwar 1000 bzw. 1000. Der gesamte Wert der Konsumgüter ist 4000. Was die Sektoren 1 und 2 davon nicht gekauft haben, muss schließlich der Sektor 3 – der Konsumgüterhersteller – selbst verbrauchen. Daraus ergibt sich der Wert 2000 für das unterste Feld der Spalte 6.

Jetzt brauchen wir nur noch die linke Hälfte der Zeile 3 zu bestimmen. Nach einer einfachen Überlegung stellen wir fest, dass die Spalte 6 mit der linken Hälfte der Zeile 3 identisch ist, so dass uns auch alle Felder dieser Zeile bekannt sind. So können wir unsere Tauschtabelle vervollständigen.

1 2 3
4 5 6
ANGEBOT
  Sektor 1     Sektor 2     Sektor 3  
  Sektor 1     Sektor 2     Sektor 3  
NACHFRAGE
1
2
3
Sektor 1
Sektor 2
Sektor 3
1500.00  2000.00 
2500.00  
1000.00 1000.00 2000.00
=
=
=
2500.00  1000.00
1500.00  1000.00
2000.00  2000.00
Sektor 1
Sektor 2
Sektor 3

Nun ist es so, wenn eine Firma etwas liefert, will sie dafür bezahlt werden, und wenn sie kauft, muss sie zahlen. Die heutige Wirtschaft wird ihre Käufe und Verkäufe über eine Bank abwickeln. Nehmen wir an, in unserem Beispiel gibt es nur eine Bank, in der jeder unserer drei Sektoren ein Konto hat. Die erste Zeile unserer letzten Tabelle zeigt, was auf dem Konto des Sektors 1 gutgeschrieben (linke Posten) und abgebucht (rechte Posten) wurde. Aus den Zeilen 2 und 3 lassen sich Buchungen für die Sektoren 2 und 3 entnehmen. Das ist aber eine Vereinfachung dessen, was die Bank tut. Genauer gesagt, die drei Konten unserer drei Sektoren würden gleich wie die Posten unserer Tabelle aussehen, wenn während der betrachteten Reproduktionsperiode alle Lieferungen, von einem zum anderen Sektor, auf einmal erledigt wären. Das wird natürlich in der Wirklichkeit nicht der Fall sein. Was ein Sektor dem anderen liefert, sind kleine Mengen, die dann gleich gebucht werden, so dass auf den Konten sehr viele Buchungen sein werden. Aber in der Summe wird jeder Sektor genau das ausliefern und buchen, was in unserer letzten Tabelle steht. Bei so vielen Buchungen können die Kontensalden der Sektoren zwischenzeitlich beliebig ins Plus und ins Minus ausschlagen, aber am Ende der Reproduktionsperiode wird der Saldo bei jedem Sektor Null sein – so wie es auch die Tabelle verdeutlicht. Damit sind wir zu einer wichtigen Schlussfolgerung gelangt:

     In einer Volkswirtschaft lassen sich alle Käufe und Verkäufe mit Giralgeld erledigen. Zum Tausch aller Güter ist kein materielles Geld nötig – kein Bargeld.

Oder ist es etwa so, dass die Konsumgüter Bargeld doch brauchen? Denken wir nach. In der Spalte 6 steht, wieviel Konsumgüter der jeweilige Sektor gekauft hat. Was bedeutet hier aber das Wort Sektor? Ein Sektor kauft keine Konsumgüter, sondern seine Beschäftigten. Das bedeutet, dass die Bank, was in der Spalte 6 auftaucht – normalerweise ist das ganz am Anfang des Monats (regulär Beschäftigte werden am Ende des Monats bezahlt) – dies sofort auf die Konten derjenigen umbucht, die in dem entsprechenden Sektor eingestellt sind und ihr persönliches Einkommen beziehen. Zu den drei bisher erwähnten Konten, die den Sektoren gehörten, wird dadurch eine große Menge anderer Konten hinzukommen. Jeder Kontobesitzer kann dann mit seiner Scheckkarte Konsumgüter kaufen, bis sein Konto „leer“ ist. Bei jedem Kauf wird der Wert von seinem persönlichen Konto dem Konto des Sektors 3 gutgeschrieben, so dass am Ende der Reproduktionsperiode der Saldo des Sektors 3 und der anderen wiederum Null sein wird. Auch bei all diesen vielen Konten ändert sich an unserer Schlussfolgerung gar nichts, dass eine Wirtschaft mit einem entwickelten Bankwesen kein Bargeld nötig hat. Es steht also gar nichts im Wege, dass man das Bargeld gänzlich abschafft. Vielleicht wird es nicht mehr lange dauern, bis man soweit ist, aber solange dies noch nicht der Fall ist, sollen wir auch ein paar Worte über das Bargeld bzw. Papiergeld (und Münzen) verlieren.

Das Bargeld oder der Fall, wenn man das Giralgeld spazieren trägt

Jedem ist bekannt, dass man sich alles, was man auf dem Konto hat, als Bargeld von der Bank auszahlen lassen kann. Woher nimmt aber die Bank dieses Geld? Dass jemand gerade Bargeld in die Bank gebracht hat, ist keine Antwort, weil auch er sein Geld irgendwann von irgendwo bekommen musste. Eine „gewöhnliche“ Bank – also eine Geschäftsbank – kann Banknoten nicht drucken. Nur die Zentralbank kann Noten drucken, auch deshalb nennt man sie Notenbank. Wie gesagt, die Notenbank ist sozusagen die Bank der Banken; die Bankleitzahl ist so etwas wie die Kontonummer der Geschäftsbank bei der Notenbank. Die Geschäftsbank muss sich also von dieser Bank das Bargeld holen. Aber der Reihe nach:

Die Privatkunden der Bank erzielen ihre Einkünfte bei den drei Sektoren, bei denen sie eingestellt sind. Es sind ihre Gehälter, welche die Bank auf ihre Konten umbucht. Wie gesagt, ursprünglich sind es Wertschöpfungen der Sektoren, die in der Spalte 6 auftauchen, von dort bucht sie die Bank als Gehälter auf die Privatkonten um. Nun wir wollen uns den Fall anschauen, wenn ein Bankkunde nichts mit dem Giralgeld zu tun haben will. Er will das „richtige“ Geld auf die Hand. Was geschieht dann? Die Bank „schickt“ dann das Giralgeld des Kunden – das dieser nicht haben will – der Notenbank, diese schickt einen Wagen zurück mit der entsprechenden Summe von Bargeld. Der Bankkunde erfährt davon natürlich nichts, weil die Bank für solche Fälle vorgesorgt hat und vorbereitet ist. Sie hat eine Barreserve bereit, so dass der Bankkunde nicht warten muss. Er steckt dieses „richtige“ Geld in die Tasche und geht mit ihm einkaufen. Alles was er ausgibt, landet beim Sektor 3 – da nur er Konsumgüter produziert. Das Bargeld stapelt sich also bei ihm. (Wir lassen die Zwischenstufe, den Groß- und Kleinhandel weg – das würde keine unserer Schlussfolgerungen ändern.)

Irgendwann muss aber Sektor 3 Produktionsgüter kaufen, vom Sektor 1. Dieser will aber kein Bargeld. Nun schleppt jetzt Sektor 3 seine Banknoten auf die Bank. Diese nimmt sie bereitwillig entgegen, aber dem Sektor 1 kann auch sie sie nicht einfach weiter reichen. Sie kontaktiert die Notenbank und der vorige Ablauf wird sozusagen rückgängig gemacht. Die Notenbank bekommt ihr Bargeld zurück, die Geschäftsbank ihr Giralgeld zurück. Dieses Giralgeld überweist sie dem Sektor 1 mit der Bemerkung, dass es vom Sektor 1 stammt. Das Bargeld ist aus der Wirtschaft verschwunden und es wurde der genau gleiche Stand erreicht, den man auch schon ohne Bargeld hätte.

Wozu war dieser umständliche Umweg gut? Der Mensch hat nur ein Gefühl etwas zu besitzen, wenn er dies in die Hand nehmen kann. Was man hat, hat man! Man vergisst in unserem konkreten Fall, wie oft das Papiergeld über Nacht seinen Wert verloren hat – wie sich alles in Luft auflöste.

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